Goldmedaille, weil die Räder ineinander greifen!
Innenminister Strobl und Gold-Gewinnerin Varfolomeev beim Eintrag ins Goldene Buch der Stadt Fellbach, zusammen mit OB Zull und den Gymnastinnen des RSG-Schmiden.
40 Jahre Rhythmische Sportgymnastik in Fellbach, Innenminister gratuliert Olympionikinnen, Michael Bürkle mit der Landesehrennadel ausgezeichnet
„Wir haben mit den Fellbacher Teilnehmerinnen in Paris mitgezittert und mitgefiebert“, erklärte Oberbürgermeisterin Gabriele Zull bei der Matinee „40 Jahre RSG in Fellbach“ am Samstag, 14. September. Bei der Veranstaltung der Stadt zusammen mit der Rhythmischen Sportgymnastik (RSG) wurden nicht nur die erfolgreichen Olympionikinnen um Darja Varfolomeev vom stellvertretenden Ministerpräsidenten und Innenminister Thomas Strobl geehrt, sondern auch 40 Jahre Bundesstützpunkt RSG sowie die hervorragende sportliche Infrastruktur für die Sportart gefeiert. Michael Bürkle, Mitgründer des Bundesstützpunktes, erhielt von Innenminister Strobl für sein Wirken die Landesehrennadel.
Die Wiege der Rhythmischen Sportgymnastik in Fellbach-Schmiden war die Turnabteilung des TSV. 1983 stellte die Turnabteilung erstmals Trainingszeiten für die Rhythmische Sportgymnastik zur Verfügung – „der Rest ist sozusagen Geschichte“, wie sich die Verantwortlichen des Schwäbischen Turnerbundes sowie des Deutschen Sportverbandes einig waren. Die erste „Fellbacher Gymnastin“, Dörte Koch, erhielt durch die Förderung ihrer Eltern sowie des Ehepaars Bürkle und ihres Trainers Fritz Höfer zusammen mit rund 30 weiteren Gymnastinnen nicht nur Trainingszeiten, sondern bald auch eine eigene Abteilung und einen Bundesstützpunkt.
Bekannt ist der Stützpunkt in Fellbach-Schmiden nicht nur durch seine Spitzensportlerinnen, sondern auch durch die besondere Atmosphäre. Fehlende Starterlaubnisse bei internationalen Turnieren in der Anfangszeit wurden aufgefangen, in dem „wir einfach selber internationale Turniere veranstaltet haben“, wie Michael Bürkle am Samstag in einer der Talkrunde lachend erklärte. So wuchsen der Bekanntheit und der internationale Kontakt. Als „sehr beeindruckend“ charakterisierte Thomas Gutekunst, Vorstand des Deutschen Turnerbundes, was in Fellbach entstanden sei. „Man merkt, dass alle an einem Strang ziehen, was nicht selbstverständlich ist.“ Eine solche Atmosphäre sei in anderen Bundesstützpunkten eher unüblich. Durch diese Haltung und durch die sportlichen Erfolge habe die Sportart erfreulichen Zulauf.
Natürlich sei der Schwäbische Turnerbund „stolz wie Bolle“ auf die Leistungen in Paris, „doch wir wissen, wem wir sie zu verdanken haben“, betonte auch Markus Frank, Präsident des Schwäbischen Turnerbundes. Das Zusammenspiel am Stützpunkt zwischen Athletinnen und Trainerinnen, zwischen Haupt- und Ehrenamt sei außergewöhnlich. „Wir lachen und wir weinen zusammen“, so Sina Maier, die Standortmanagerin des Stützpunktes. In der 40jährigen Geschichte des Stützpunktes habe es „Höhen und Tiefen“ gegeben, betonten die Teilnehmer der beiden Talkrunden. Trainingsmethoden oder auch die Frage, ob Einzelathletinnen oder die Nationalgruppe gefördert werden sollten, wurden kontrovers diskutiert. „Doch wir haben uns weiterentwickelt“ und in einem waren sich alle einig: „Wir wollen zu Olympia“. Dieses Ziel war bereits 1984 klar formuliert worden.
Natürlich seien Förderungen für den Breitensport politisch einfacher durchzusetzen als für die Rhythmische Sportgymnastik waren sich Oberbürgermeisterin Zull sowie Ulrich Lenk, Stadtrat und Ehrenpräsident des TSV, einig. „Hier müssen sie mehr erklären!“ Doch mit der steigenden Bekanntheit der RSG und der Gründung des Sportinternats war klar, dass der Stützpunkt, der 2008 auch Zentrum der Nationalmannschaft geworden war, weiter ausgebaut werden musste. Die Sportlerinnen benötigten eine zweite Halle, mehr Trainingsflächen und auch Verwaltungsräume. Dabei sind die Anforderungen an die Trainingsstätten für die RSG hoch – so sollten die Hallen beispielsweise eine Höhe von zwölf Metern haben. Der Spatenstich für den Bau der zweiten Trainingshalle in Schmiden, der vom Bund, vom Land und von der Stadt gefördert wurde, erfolgte im Dezember 2017. Auch wenn es nach der Fertigstellung 2019 zu mehrfachen Verzögerungen durch Wasserschäden kam, ist der Stützpunkt heute sehr gut aufgestellt, wie alle feststellten.
Ehrungen der „Gründergeneration“
Ohne die „Hebammen“ des Stützpunktes sei diese Entwicklung undenkbar, kommentierte Oberbürgermeisterin Zull in ihrer Begrüßung. Ingrid Bauer-Bürkle, die langjährige ehrenamtliche Leiterin, wurde vom Präsidenten des Schwäbischen Turnerbund, Markus Frank, für ihr „überragendes Engagement“ ausgezeichnet. Eine besondere Überraschung erwartete ihren Mann Michael Bürkle. Der langjährige ehrenamtliche Leiter des Stützpunktes erhielt aus den Händen des stellvertretenden Ministerpräsidenten Thomas Strobl die Landesehrennadel.
„Sie haben die Geschichte der RSG maßgeblich mitgeschrieben“, so Thomas Strobl. Als das „Abenteuer mit rund 30 Gymnastinnen begann“, wäre Michael Bürkle einer der Treiber, Fürsprecher und Anwalt des Sportes gewesen, dem er über die Jahrzehnte in verschiedenen Funktionen treu blieb. Bis heute entwickele Michael Bürkle - unter anderem in seiner Funktion als Vizepräsident Olympischer Spitzensport des STB – die Rhythmische Sportgymnastik weiter. Die Landesehrennadel wird „als Dank und Anerkennung für Bürger des Landes, die sich durch langjährige ehrenamtliche Tätigkeit in Vereinen oder Organisationen mit kulturellen, sportlichen oder sozialen Zielen oder in vergleichbarer Weise um die Gemeinschaft besonders verdient gemacht haben“ verliehen, wie Thomas Strobl aus den Ehrungsrichtlinien des Landes zitierte.
Zum Abschluss der Jubiläums-Veranstaltung trugen sich Thomas Strobl und die Olympiateilnehmerinnen der RSG um Olympiasiegerin Darja Varfolomeev noch ins Goldene Buch der Stadt ein.